Die Verschiebung der Solidargemeinschaft – oder was bei den Krankenkassen schief läuft.

Es bleibt bei Deutsch, weil es im Moment doch wirklich Themen sind, die hauptsächlich Deutschland betreffen. Heute möchte ich mich mal mit dem Thema Krankenkassen auseinandersetzen. Und mit dem Thema Solidargemeinschaft. Und mit der Tatsache, dass die beiden Themen langsam nicht mehr viel miteinander zu tun haben.

Krankenkassen wurden ursprünglich gegründet, damit allen Bürgern bei Bedarf eine vernünftige ärztliche Versorgung zur Verfügung steht. Das Konzept beruht auf dem einer Solidargemeinschaft. Alle zahlen ein, unabhängig von dem eigenen Bedarf und alle bekommen die nötige Versorgung. Das Prinzip ist das viele Einzahler wenig Bedarf haben, und einige wenige Einzahler viel Bedarf unter Einbeziehung der Tatsache, dass sich der Bedarf im Laufe eines Lebens auch stark verschieben kann. Allerdings hat dann irgendjemand erfunden, anders kann ich es nicht ausdrücken, dass auch Krankenkassen wirtschaftlich arbeiten müssen, und das heißt für die Patienten die viel benötigen, dass sie jeden Antrag vielfach begründen müssen und die meisten Anträge erstmal abgelehnt werden. Familien mit Familienmitgliedern die Hilfsmittel brauchen, können ein Lied davon singen. Gleichzeitig haben sich private Krankenkassen etabliert und weiter das Konzept der Solidargemeinschaft im Gesundheitswesen untergraben.

Was passiert also jetzt? Große Aufregung, weil an die privaten Ärzte keine Impfdosen des Coronaimpfstoffs ausgegeben werden. Überhaupt eine große Aufregung, weil Kassenpraxen eigentlich impfen dürfen, aber keinen Impfstoff bekommen. Und dann haben wir noch die Impfkaskade, die irgendwie auch nicht mehr passt. Und dann passiert etwas spannendes. Nämlich die Entwicklung einer Solidargemeinschaft von unten. Menschen helfen Menschen. Und zwar in vielerlei Hinsicht. Die Impfkaskade kann unterwandert werden, aber eben hauptsächlich von Menschen die sich im sozialen Bereich engagieren und die dann von anderen Menschen die die Oberhoheit über die Impfungen haben, geholfen bekommen. Der Apotheker, der auch mal mehr Tests oder Masken an eine Einrichtung oder Individualpersonen abgegeben hat, weil er weiss was diese Person für andere Menschen leistet. Der Arzt der nicht streng nach Impfkaskade impft, sondern sieht dass der 89 jährige terminale Patient die Impfung vielleicht gerade weniger braucht als die Enkeltochter des Patienten die sich um die Großmutter und weiter Familienmitglieder pflegerisch kümmert. Das alles sind Beispiele für eine Solidargemeinschaft von unten, die da greift wo die staatlich angeordnete Solidargemeinschaft scheitert. Diese Solidargemeinschaft ist also da, aber sie kann nicht mit Geld bewertet werden und sie greift nur für die Menschen, die sich auch einsetzen. So langsam ersetzt sie die staatlich angeordnete Solidargemeinschaft und wir sollten zusehen, die Entwicklung zu verstehen und das System so umzustellen, dass es dann auch eben wieder für alle greift.

Published by the medical philosopher

I am a philosopher of science with the main focus on philosophy of medicine. I write about evidence based medicine, medical research versus medical practice, ethics in medicine and why medicine needs to be patient centred and how we can achieve that.

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